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CRPS (Morbus Sudeck)

Definition

Das komplexe regionale Schmerzsyndrom (CRPS, Synonyme: sympathische Reflexdystrophie, Morbus Sudeck, Algodystrophie, Kausalgie) entwickelt sich in der Regel nach Verletzungen von Armen oder Beinen (u.a. Knochenbrüchen im Bereich der Hand oder des Unterarmes, Karpaltunneloperationen, Verstauchungen), aber auch nach Bagatelltraumen. Dabei sind die Schwere und Art der Verletzung nicht ausschlaggebend dafür, ob sich ein CRPS entwickelt. Größere Nerven können auch von einer Schädigung betroffen sein. Typisch für ein CRPS ist, dass die Symptome (Schmerzen, Schwellung, Bewegungseinschränkung etc.) viel intensiver und in einem viel größeren Bereich auftreten als die eigentliche Verletzung.

Als mögliche Ursache wird eine Aktivierung des körpereigenen Stresssystems (Sympathikusaktivierung).und eine Erhöhung der Empfindlichkeit von Nervenstrukturen und dem Rückenmark diskutiert. Zudem scheinen schmerzleitende Nerven Verbindungen u.a. zu Berührungs- und Stressnervenzellen aufzubauen. Weiterhin kommt es bei einem Teil der Patienten zu einer Veränderung der körpereigene Landkarte im Gehirn. Diese Patienten empfinden den betroffenen Körperteil dann oft als nicht zu Ihnen gehörig.

Eine genetische Veranlagung ist sehr wahrscheinlich, da trotz gleicher Verletzung (z.B. Unterarmbruch) nur ein geringer Teil der Patienten das regionale Schmerzsyndrom entwickeln.

Häufigkeit

Ungefähr 20 Personen aus einer Gruppe von 100.000 erkranken im Laufe Ihres Lebens an einem CRPS. Am Häufigsten sind Menschen zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr betroffen. Aber auch Kinder und ältere Menschen können ein CRPS entwickeln. Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer (Verhältnis 3:1) und die obere Gliedmaßen mindestens doppelt so häufig wie die untere.

Symptome

Typisch für die Symptome des CRPS ist deren Ausbreitung über die Grenzen von kleineren oder größeren Nerven/Nervensträngen sowie der eigentlichen Verletzung hinweg. Die Symptome sind durch die eigentliche Verletzung nicht erklärbar. Neben Schmerzen, die meist bereits in Ruhe vorhanden sind und sich unter Belastung verstärken, tritt eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Berührung und Druck auf. Oft beschreiben Patienten auch ein Gefühl des Fremdseins des betroffenen Körperteils.

Daneben finden sich Störungen der Beweglichkeit bis hin zu Einsteifungen. Weiterhin kann die Hauttemperatur und Hautfarbe verändert, das Schwitzen vermehrt sein. Häufig ist das Körperteil auch angeschwollen.

Im Laufe der Erkrankung kann es zu einer Ausbreitung von den kleineren (Hand, Fuß) zu größeren, körpernahen Gelenken kommen (Ellenbogen, Schulter, Knie, Hüfte).

Diagnose

Die Diagnose "CRPS" ist in erster Linie eine klinische Diagnose. Deshalb sind die Vorgeschichte und Untersuchung der entscheidende Schritt in der Diagnosefindung. Erkrankungen, die einem CRPS ähnlich sind, sollten ausgeschlossen sein: rheumatische Erkrankungen, Entzündungen, Thrombosen oder Nervenengpässe. Auch nervenärztliche Störungen können ähnliche Symptome machen.

Untersuchungen durch Geräte können zur Bestätigung der klinischen Diagnose führen, diese aber nicht ausschließen. Dabei zeigt sich u.a. im Röntgenbild eine Veränderung des Knochens und in der Skelettszintigraphie eine gelenknahe Mehranreicherung. Auch die Temperaturmessung kann zur Bestätigung der Diagnose beitragen.

Krankheitsverlauf

Spontanheilungen scheinen möglich zu sein, für alle anderen Fälle gilt, dass auch bei bestmöglicher Therapie doch bei ca. 50% der Patienten mit einer bleibenden Behinderung zu rechnen ist.

Therapie

Der Erfolg der Therapie hängt entscheidend von einer möglichst frühzeitigen multimodalen Behandlung ab.

Therapieziel ist eine bestmögliche Wiederherstellung der Funktion des betroffenen Körperbereiches. Die früher genannte Leitregel der Therapie, dass Maßnahmen, die zur Symptomverstärkung führen, in der Regel zurückgestellt werden, ist im Umbruch. Es scheint verschiedene Typen des CRPS zu geben, die individuelle Therapien und eigene Regeln benötigen.

Medikamentös wird durch eine Schmerzlinderung mit Schmerzmitteln der körpereigene Stress reduziert; Epilepsiemedikamente reduzieren die erhöhte Empfindlichkeit von Nervenfasern. Mittel zur Depressionsbehandlung vermindern die Schmerzweiterleitung.

In frühen Phasen des CRPS kann die Gabe von knochenstärkenden Medikamenten oder die Gabe von Kortison sinnvoll sein.

Ergotherapie, Krankengymnastik und Spiegeltherapie sind wesentliche Bestandteile der Behandlung, die als Ziel eine Linderung der Symptome, Verbesserung der Beweglichkeit und Wiedereingliederung der Extremität in das Körperschema haben.

Auch ein psychotherapeutischer Ansatz kann zur Beruhigung des „gestressten“ Körperbereiches durch Entspannungsübungen, Ablenkungsstrategien und Übungen zur Wiedereingliederung in die Körpergesamtheit beitragen.

In speziellen Fällen wird durch eine Blockade (Spritze) das körpereigene Stresssystem vorübergehend ausgeschaltet.

Bei Patienten, die trotz dieser intensiven multimodalen Therapie weiterhin erhebliche Restsymptome haben, besteht auch die Möglichkeit, durch Neurostimulationsverfahren eine deutliche Abschwächung der Symptome zu erreichen.